Le Trio Joubran

Ich bin ja ein großer Verehrer der Oud, jener arabischen Urmutter der Lauten und damit unserer Zupfinstrumente – und ich habe immer ein Faible für arabische Musik gehabt, wenngleich ich bislang den Israeli Yair Dalal für den wahren Meister gehalten habe. Seine Auftritte (unter anderem auch in Wien) mit Jordi Savall und die Aufnahmen mit Hesperion XXI sind faszinierende Dokumente der Nachbarschaft andalusischer und arabischer Einflüsse.

Beim Festival Glatt & Verkehrt gastierten die 3 Palästinenser von Le Trio Joubran – wahre Virtuosen, und dabei rhythmisch versiert auch in modernen Dingen.

Auf ihrer neuen Einspielung Majâz spielen die Brüder Samir, Wissam und Adnan Toubran – unterstützt vom Percussionisten Yousef Hbeisch – Musik aus einer fantastischen Welt, als gäbe es die furchtbare Realität im Nahen Osten nicht.

Es ist kein akademisches Unternehmen und keine harmlose Folklore, sondern lebendige Musik, was Le Trio Joubran in die elf Titel des neuen Albums gepackt haben. Beginnend mit dem langsamen Masâr als einer Art weichen Teppichs zum Entree, tritt man ein in diese orientalische Klangwelt, in der es manchmal klingt wie Jazz, manchmal streng klassisch, aber immer virtuos. Und die Geschwindigkeit steigt, in wahren Wettläufen rasen die 3 Oudspieler bisweilen durch die Rhythmen.

Fantastisch in ihrer vielschichtigen, schnellen Rhythmik auch die titelgebende Nummer Majâz. Eine schöne, langsame Reise durch die Lautenwelt bieten die drei Solostücke Tanâsim I-III. Ganz anders dagegen Sama-Sounounoun: der dreikanalige Aufbau, und teils auch die Melodik, erinnern – wohl gewollt – stark an die Gitarren-Trios von John McLaughlin, Al Di Meola und Paco de Lucia.

Min-Zamân dagegen will zunächst fast klösterlich erscheinen, irgendwie eher griechisch orthodox – ist aber das einzige Stück, in dem die Oudisten auch sanglich aktiv werden – ein Liebeslied, soweit ich das einschätzen kann.

Faszinierende Musik, ein wunderbarer Beitrag zu Verständigung und Kennenlernen – wären nicht die meisten Ohren sowieso verstopft und allenfalls zum Hütehalten gut.

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