Zum Abschluss des diesjährigen Zyklus Resonanzen bringt das Wiener Konzerthaus den katalanischen Gambisten und Dirigenten Jordi Savall mit seinem Ensemble Le Concert des Nations – diesmal bringt er eine Reise durch das Europa des 17. und 18. Jahrhunderts zum Klingen:
Die Suite (Le bourgeois gentilhomme LWV 43) (1670) von Jean Baptiste Lully leitet mit der präzise abgezirkelten Kunstfertigkeit vom Hofe Ludwigs XIV. ein; darauf folgt die überschäumende Battalia (1673) von Heinrich Ignaz Franz Biber, wie um einen Kontrast zum Wiener Hof herzustellen, der in Wirklichkeit aber gar nicht gegeben war, war man doch an der Donau beinah noch humorloser und steifer als an der Seine. Immerhin ist Staz Nr. 2, Die liederliche Gselschafft von allerley Humor, ein frühes Beispiel bewusst eingesetzter Dissonanzen, wenn auch hier eher in parodistischer Absicht.
Vom zeitlebens berühmten und gefragten Violinisten Arcangelo Corelli stammt das Concerto grosso D-Dur op. 6/4, ein typisches spätbarockes Ensemble von hoher Virtuosität. Dem gegenüber bebildert Georg Muffat in seiner Suite Nr. 4 ‚Impatientia‘ von 1695 die namengebende ‚Ungeduld‘ die unterschiedlichen Traditionen der italienischen, französischen und deutschen Musik in synthetischer Weise.
Der Engländer Charles Avison instrumentierte in seinen Twelve Concertos von 1744 in einzelnen Sätzen Klaviersonaten von Domenico Scarlatti, so auch im Concerto Nr. 9, dem die Sonaten K31 und K7 zugrunde liegen.
Famos dann das Streichquintett C-Dur G 324, bekannt als Madrider Nachtmusik La Musica notturna di Madrid von 1780 des Wahlspaniers Luigi Boccherini: aus dem Werk spricht der feine musikalische Humor des Komponisten wie auch seine scharfe Beobachtungsgabe, die hier das turbulente Leben in der spanischen Hauptstadt nach Einbruch der Dunkelheit schildert.
Als Zugaben folgen noch Marin Marais, der Marche pour les Matelots aus der Oper Alcione (1706) sowie die knappen Stücke Bourrée d’Avignon und Les Americains eines Anonymus aus dem Frankreich zur Zeit Ludwigs XIV, womit der Kreis sich erneut schließt. Ein würdiger Abschluss des heurigen Festivals der Alten Musik.