Das Theater an der Wien bringt wieder ein Werk von Gioachino Rossini, und zum Glück – sollte man meinen – nicht schon wieder einen der allseits viel gespielten Dauerbrenner. Man setzte für diese Saison Elisabetta, Regina d’Inghilterra aufs Programm.
Mit Jean-Christophe Spinosi und dem Ensemble Matheus hat man einen feinfühligen Kenner der Materie und ein kompetentes Ensemble verpflichtet. Einzig die Sängerriege liest sich wie ein Sparprogramm.
Leider klingt es dann auch so – hier wird aus der Musik Rossinis kaum je heraus geholt, was in ihr steckt. Trotz kleinen Hauses tragen die Stimmen nicht durch den Raum, oder man verhält absichtlich.
Die Regie – Amélie Niermeyer – hat eine einzige Idee: die Königin – für mein Empfinden gesanglich zu schwach: Alexandra Deshorties – schlüpft aus dem Prunkgewand heraus, wenn sie sozusagen in privatim agiert, und legt es wieder an, wenn es politisch wird. Was als bestechender Einfall beginnt, läuft sich dann allerdings zum sinnentleerten Rein und Raus fest. Allmählich verselbständigt sich das Prunkgewand, alsbald sind sogar mehrere davon auf der Bühne. Dabei wird nicht hinlänglich klar, wozu der Hokuspokus personenloser Kleider dient.
Ihre Gegenspielerin Mathilde, Tochter der Maria Stuart, einfühlsam aber koloraturschwach gesungen von Ilse Eerens, darf dafür fast die ganze Handlung lang in Unterwäsche über die Bühne flitzen. Das hat kurze Zeit in der Szene der Entdeckung, dass sie kein Mann ist, eine Funktion, danach aber nie mehr wieder. Vielleicht soll das den Massenappeal heben. Was weiß man.
Der Leicaster von Norman Reinhardt verfügt über viel zu wenig Präsenz und singt nicht aus. Schlimm genug. Aber aus dem Norfolc von Barry Banks hat man eine Witzfigur gemacht.
Da nützt es auch wenig, wenn man der ganzen Geschichte irgendwelche feministischen Theoreme überstülpt. Das interessiert doch niemanden.
Zum Glück ist der Arnold Schönberg Chor wieder mit von der Partie und rettet wenigstens die wundervollen Chorpartien, die Rossini auch seiner Elisabetta spendiert hat.
Ganz und gar nicht zufriedenstellend.