Im ersten Konzert des Kurzzyklus Festliche Tage alter Moderne im Theater an der Wien bietet das Klangforum Wien, sonst eher allerneusten Kompositionen verpflichtet, einige Gustostücke der inzwischen klassischen Zweiten Wiener Moderne. Unter dem Dirigat von Emilio Pomárico, der auch schon beim RSO wirkte, bündelt das Klangkollektiv eine Reihe solistischer Spitzenkräfte zu Kammerformationen.
Am Beginn steht – nach einer verzichtbaren schauspielerischen Einleitungsvariation zum Thema a-tonale Musik – der Begründer der Zweiten Wiener Schule und sozusagen Erfinder des musikalischen Zwanzigsten Jahrhunderts Arnold Schönberg mit der Kammersymphonie E-Dur op.9 von 1906/1924 für 15 Soloinstrumente. Im Anhören des Stücks verliert sich absolut jeder Zweifel, dass es sich dabei etwa nicht um Musik handele, wie gar viele Zeitgenossen meinten, und es wird auch rasch klar, dass es seinerzeit nicht ohne einen handfesten Skandal abgehen konnte.
Schönbergs Werk ist reduziert im Ensemble, aufs Äußerste komprimiert in Gestalt und Länge – so werden die theoretisch vier Sätze wie Elemente eines einzigen gespielt – und voll geballter Kraft und Erregung. Es zu hören ist auch heute noch eine Offenbarung.
Dem gegenüber sind seine Bearbeitungen für kleines Ensemble von vier Stücken aus dem Zyklus Lieder eines fahrenden Gesellen von Gustav Mahler, den die progressiven Kräfte der Wiener Musiklandschaft um die Jahrhundertwende uneingeschränkt als eine musikalische Vaterfigur akzeptuierten und verehrten.
Bariton Wolfgang Holzmair singt Wenn mein Schatz Hochzeit macht, Ging heute morgen über Feld, Ich hab ein glühend Messer und Die zwei blauen Augen passend expressiv, was jedoch vor dem Hintergrund des reduzierten Ensembles deutlich präsenter wirkt als bei den Orchesterfassungen.
Zum Abschluss musizieren die Solisten des Klangforum das innovative Kammerkonzert für Klavier und Geige mit 13 Bläsern von Alban Berg, der mit jedem seiner nicht eben inflationär vielen Stücke Grenzen überschritt und neue Formen schuf – hier mit strenger klassicher Formgebung bei völliger Auflösung der gewohnten Dur-Moll-Harmonien: ein nicht eben einfaches Stück. Doch ist in ihm so manche aus dem Rahmen des Üblichen fallende Idee der Instrumentenbehandlung vorweg genommen, mit der viel später im Jahrhundert der eine oder andere Neuerer musikalisches Innovationskleingeld schlug.
Es ist insgesamt als wirklich spannende Idee zu bewerten, sich in einem Schwerpunkt diesen kräftigen Schlägen der Anfänge der Moderne zu widmen – man darf gespannt sein auf erstens die weiteren beiden Abende des Zyklus und zweitens darauf, ob sich das Projekt auch in den nächsten Jahren zu etablieren vermag. Zu hören gäbe es da beileibe noch genug.