Dass Nessun dorma quasi das opernmäßige Äquivalent eines alten Haderns ist (wie man zu Wien einen Gassenhauer nennt), ist kein Geheimnis. Und man kann Puccini’s Turandot inszenatorisch gar nicht so verschandeln, dass sie nicht trotzdem noch immer gut wäre. Ein leichtverdauliches, vordergründig exotisches Stück Standardrepertoire halt.
Als solches muss man auch – mit feinem Lächeln – die Bemühungen der Volksoper um das fernöstliche Märchenstück nehmen: zunächst kommt man sich in eine düstere Fantasy-Welt á la Herr der Ringe versetzt vor, da wo die Bösen schon alles beherrschen – der Scharfrichter Pu-Tin-Pao gerät Kostümdesigner André Barbe wie aus einem Hardrock-Plattencover entsprungen… beinah zum Fürchten –
– aber dann darf man sich gottlob wieder wie im Biene-Maja-Land fühlen – lieblich und verspielt mit den süßen Käfern von Balletkorps (no offence meant) und Chor. Allerhand Krabbel- und Flügeltierchen, teils bunt schillernd illuminiert, bevölkern beständig die Szene.
Während der gesamten Vorstellung herrscht bis – auf wenige innige Momente – allzu viel Bewegung auf der Bühne, das stete Auf- und Abmarschieren verschiedener Horden von Statisten, des Chores und der flattrigen Ballettdamen macht einen etwas wirr im Kopf.
Gesungen haben Roy Cornelius Smith (den letztlich erfolgreichen Brautwerber Calaf) – sehr gut, deutlich, ausdrucksstark – und He-Ion Seo (die zunächst möderische und dann doch in Liebe zerfließende Prinzessin Turandot) – mäßig, wiewohl heftig beklatscht.
Vom Rest der Mannschaft läßt sich nicht viel sagen. Der Märchenspuk von Regisseur Renaud Doucet hat das meiste eher verschluckt. Zum Schlafen kommt man aber wirklich nicht: nessun dorma…
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