Wo die Fahrräder umfallen

Das ist natürlich meistens eine Frage, die so richtig überhaupt niemand interessiert. Mit Recht. Noch dazu, wenn es sprichwörtlich weit weg ist. Nun aber kommt so ein Ereignis auf uns zu, hier im Lande, in gnadenloser Aufgeblasenheit heischt es unser Interesse. Benedikt der mindestens-einer-Zuvielte kommt. Pech aber auch.

Der alte Pole ist tot, man hat schon gehofft, dass jetzt mit dem Herumreisen wieder etwas kürzer getreten wird – allein, der Heilige Bayer sucht uns heim! Wenn es schon mit den Inhalten happert – Verpackung, Botschaft, Nutzwert sind nicht, was ein durchschnittlicher Marketingmensch von einem verkaufbaren Produkt erwarten würde, vom Konsumenten gar nicht zu reden -, dann probiert man’s halt mit einem megalomanischen Event.

Einer aktuellen Umfrage im profil von dieser Woche zufolge glauben 12% der Österreicher nicht an Gott – aber satte 31% der unter 30jährigen. Trotz der verbleibenden vermeintlichen Mehrheit äußern aber immer noch 34%, sie hätten eigene Vorstellungen von Gott, abweichend von denen der katholischen Kirche, so richtig zustimmen können dem verstaubten Verein bloß noch 42%, bei den jungen Leuten gar nur mehr 30%.

Der Katholizismus ist damit von einer flächendeckenden Mehrheitsglaubensgemeinschaft mit knapp 90% Abdeckung auf einen Tiefstand von 68% zurückgegangen. Und das wahrscheinlich neben einem durchgängigen totalen Verlust der Inhalte – denn nur mehr 13% der Österreicher und gar nur erschreckende 17% der Katholiken besuchen wöchentlich die Kirche. Auch der Papst geht uns irgendwo vorbei: nur 2% finden den neuen besser, ganze 10% schlechter – und 85% ist er einerlei, um nicht zu sagen: wurscht.

Das ließe sich natürlich fortführen, der böswilligen Zahlen bieten sich genügend an. Aber man hätte sich das ganze zweitausendjährige Theater komplett ersparen können, denn schon im vierten Jahrhundert vor dem Religionsstifter Christus gab es die (gesunde) Skepsis, eine gründlich anti-dogmatische Philosophie nach Pyrrhon von Elis, die zu ihren Vorläufern auch die Parmenides und die Eleaten zählen kann.

Von höherer Aktualität und Dringlichkeit ist aber die Frage der Unterscheidung zwischen Elis und Elea: das eine liegt am Peloponnes, das andere in Süditalien. Beiden gemeinsam ist, dass die Welt ihnen grundlegende Überlegungen zur Wahrnehmung ebendieser Welt verdankt, dass in beiden Städten scharfsinnige Männer sich bemüht haben, den Schleier der Einfalt zu lüften und hinter die Kulissen des ganzen metaphysischen Theaters zu blicken – kraft ihres Denkens, ihrer Vernunft. Daran kann man sich noch heute ein gutes Beispiel nehmen.

Dieses Europa hat doch nicht Jahrhunderte darum gekämpft, sich nicht länger vorschreiben lassen zu müssen, was es denken soll, dass es dann so einem Popanz hinterher rennt! Da sind mir die Fahrräder in China schon lieber, die fallen wenigstens dort um.

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