Die Meinungen mögen ja durchaus auseinander gehen, was der eine oder andere sich von einer Biografie erwartet, nachgerade von der eines Jahrhundert-Künstlers wie Pablo Picasso. Das mag dann von einer werkzentrierten Entwicklungsgeschichte über den Menschen hinter dem Werk bis zum privaten Schmutzwäschewaschen reichen. Legitim ist das alles insoferne, als es sich sowieso nicht verhindern läßt.
Mir geht es jedenfalls so, dass mich an einem begnadeten Menschen wie Picasso der künstlerische Werdegang, das Umfeld, seine Zeitgenossen und Details der Werkentstehung zu fesseln vermögen – aber eher nicht, mit wem er wann und wie lange verheiratet war und wen er mit wem betrogen hat. Auch und gerade nicht, ob er ein nach unseren heutigen Ansichten partriarchalisches Verhältnis zu Frauen hatte.
Die griechisch-amerikanische Journalistin Arianna Stassinopoulos Huffington (auch als Bloggerin Citizen Huff bekannt) hat in ihrem Buch Picasso. Eine Biographie den Bösewicht Picasso ins Rampenlicht gestellt.
Der Mann ist insoferne verabscheuungswürdig – findet Frau Huffington -, als er nicht lieb zu seinen Frauen und Liebhaberinnen ist. Nun, vielleicht sollte sie bedenken, ehe sie allzu heutige Maßstäbe anlegt: Pablo Ruiz Picasso wurde 1881 geboren. Erstens ist er damit noch im 19. Jahrhundert aufgewachsen und zweitens wurde er im Spanien jener Zeit sozialisiert.
Leider kommt darüber die künstlerische Seite weitaus zu kurz; das Buch elaboriert elend lang über die armen Frauen – zu denen der Autorin nur in manchen Nebensätzen einfällt, dass sie zum Teil des Geldes wegen, zum Teil des Ruhmes eigener Kunstproduktion wegen hinter ihm her waren.
Natürlich war Picasso das, was man heute einen womanizer nennen würde. Die Autorin scheint Picasso aber eher aus privaten Motiven zu verfolgen, zumindest legt ihre eigene Biografie das nahe.
Was dabei herausgekommen ist, muss leider weitestgehend als uninteressant bezeichnet werden. Immerhin hat das Buch in der FOCUS-Edition wenigstens nur ’n Appel und Ei gekostet.