Der Schotte David Hume war beileibe nicht der erste Denker der Neuzeit, der das Licht der Vernunft hoch hielt in einer von den Nebeln der Religion – und der permanenten Kriegszustände zwischen ihren Ausprägungen und Konfessionen – verhangenen Epoche. Doch war er sicher der erste, der sich von den teils gewaltsamen Anfeindungen religiöser Eiferer nicht bloß nicht vom Weg abbringen sondern in stets bedächtiger, ruhiger Art erst gar nicht beeinflussen ließ. so darf man jedenfalls seinem Biografen glauben.
Der Grazer Emeritus Gerhard Streminger hat seine exzellente Biografie David Hume. Der Philosoph und sein Zeitalter in überarbeiteter Form neu aufgelegt und damit eine der besten Studien außerhalb des englischen Sprachraumes wieder zugänglich gemacht.
Humes Leben scheint demnach äußerlich in beschaulichen Bahnen verlaufen zu sein, die Anfeindungen von religiöser Seite bildeten eine Art fortwährendes Grundrauschen – doch war Hume auch einer der ersten, dem für seine Positionen öffentlich Beifall gezollt wurde. Beständig wurde er daran gehindert, eine Position im Universitätsleben seiner Heimatstadt Edinburg zu bekleiden – wenn man von der für einen Gelehrten seines Formats subalternen des Bibliothekars des juridischen Seminars absieht, die Hume einige Jahr gegen großen Widerstand innehielt.
Was außerhalb des englischen Sprachraums auch wenig bekannt ist, zu seinen Lebzeiten aber durchaus im Vordergrund stand, ist seine historische Arbeit – viele Jahre seines Lebens arbeitete der Philosoph an der Geschichte Englands, einem Werk, das heute noch hohen Rang genießt.
Dass Hume in seiner Heimat weniger allgemeine Aufmerksamkeit erfuhr, dafür umso höheren Einfluss übte auf wichtige Denkern in England und Schottland, ja über seine Freundschaft mit Benjamin Franklin auch in den erst in seinem Todesjahr entstehenden Vereinigten Staaten. Und nicht zuletzt in Frankreich, wo man ihn – ehe die romantische Welle im Gefolge von Rousseau sich durchsetzte – unter den Enzyklopädisten und Aufklärern für einen der Wichtigsten erachtete. So vermochte Hume eine sehr intensive Zeit in Frankreich zu verbringen und nahezu alle großen Geister der Aufklärung persönlich kennen zu lernen.
Seine eigene Arbeit war von etwas mehr Vorsicht – oder sollte man fairerweise Umsicht sagen? – geprägt: er setzte Verstand und Vernunft, das präzise logische Denken als seine Waffen im Kampf gegen Schwärmerei und Aberglauben, wie er sich ausdrückte, der Religion ein. Das wurde ihm natürlich weit und breit übel genommen, jedoch scheint Hume selbst nie den letzten Schritt vom Deisten zum Atheisten, den die meisten französischen Aufklärer mittlerweile gegangen waren, vollzogen zu haben.
Humes Einfluss ist in der deutschen kritischen Philosophie nicht zuletzt bei Immanuel Kant expressis verbis zu lesen – der Königsberger hatte eine exorbitant hohe Meinung von seinem schottischen Kollegen.
Nichts desto trotz aber musste das Licht der Vernunft, das da hoch gehalten wurde, noch etliche Jahrhunderte immer und immer wieder aufs neue entzündet werden, ehe es sich einigermaßen durchsetzte, dass man eine von den Predigten der Pfaffen aller Konfessionen unabhängige Meinung auch haben durfte. Die logische Methode Humes ist all diese Jahre ein wichtiges Werkzeug dabei gewesen.
Wie Hume durchaus Humor bewies – auch gegenüber sich selbst -, so betrachtete er auch den Weg des Denkens als eine Entwicklung, die nicht immer nur zu haltbaren Ergebnissen führte sondern auch etliche Sackgassen bereithielt:
Im Allgemeinen sind … die Irrtümer in der Religion gefährlich, die Irrtümer in der Philosophie lediglich lächerlich.