Muss denn immer Schumann sein?

Das Mahler Chamber Orchester besucht Wien mit einem vornehmlich romantischen Programm unter Dirigent Robin Ticciati, der von Anfang ein ein Wenig die Quirligkeit eines Dudamel verströmt, in freudiger Erregung hopst er durch die Ouverture zu ‚Béatrice et Bénédict‘ von Hector Berlioz, was aber der musikalischen Seite keinerlei Abbruch tut.

Der angekündigte Pierre-Laurent Aimard ist leider krankheitsbedingt ausgefallen – doch sorgt die erst 22jährige Pianistin Lise de la Salle für kompetente Vertretung beim zweiten Klavierkonzert f-moll von Frédéric Chopin: sie pfötelt eine gediegene aber überwiegend brave Interpretation. Offenbar ist sie aber immer noch in dem Alter, in dem Jugend und tadelloses Spiel für Betörung sorgen.

Im Trio in der Hommage à R. Sch. / Sechs Stücke op. 15d für Klarinette (auch große Trommel), Viola und Klavier (1990) von György Kurtág hingegen lässt sie auch Esprit aufblitzen. Leider fehlt dem Publikum wie gewohnt jegliches Verständnis für diese Musik.

Dafür kriegen sie zum Schluss die Symphonie No. 4 d-moll des nicht eben rasend genialen Robert Schumann, ein eher mittelmäßiges Stück, das aber niemals verfehlt, auf derlei Publikum eine enthusiasmierende Wirkung auszuüben. Natürlich kann man darüber geteilter Meinung sein – die meine dazu lautet: wenn Schumann unter den romantischen Symphonikern in die erste Reihe gehört, dann gehört die gesamte romantische Symphonie in die zweite…

Muss denn immer Schumann sein? Es gibt beileibe Interessantes zu spielen. Etwa die Mahler’schen Fassungen von Schumanns Symphonien – wenn schon Schumann.

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