Man weiss es nicht genau: hat sie betrogen, hat sie nicht betrogen. Den Nebenbuhler ersticht der Ehemann aber mal vorsorglich – wenn auch in einer Art unmotiviertem Affekt. Dann hätt‘ er gern zu seinem Trost ihre Bestätigung: sie gibt’s aber nicht zu. Das macht die Tat irgendwie sinnlos. Und sie […]
Oper
Venedig. Schließtage sind im Grunde genauso schlimm wie Tage, an denen es Ballett gibt. Bei unserem Aufenthalt in Venedig zog es La Fenice ja leider vor, gerade noch einen einzigen Abend Vorstellung zu geben – und dann just Gehopse. Gut, wir sind nicht der Oper wegen in die Serenissima gereist. […]
Jules Massenet ist notorisch bekannt dafür, aus grossen Stoffen eine Art von luftig aufgschlagenem Eierschaum zu fabrizieren. Ganz und gar aufdringlich gelungen ist ihm dies mit dem Werther, den ich das abstruse Vergnügen hatte, heuer in Cape Town zu sehen. Am weitesten weg vom Schaumigen gelangte er mit der fabelhaft […]
Es ist wohl seit einem Jahrhundert bekannt, weswegen das musikalisch durchaus gelungene Intermezzo von Richard Strauss sich auf den Bühnen so gar nicht etablieren konnte: die Geschichte aus dem Alltag des Komponisten – eine banale Begebenheit aus der aufgeblasenen Bürgerlichkeit des Herrn Hofkompositeurs – ist so dürftig und wenig lustig, […]
Dass Nikolaus Harnoncourt sich der Moderne annimmt, mag vielleicht selten sein, kommt aber des öfteren vor. Ich liebe etwa seine Bartók-Einspielungen. Im Theater an der Wien, das immer mehr der Staatsoper den Rang abzulaufen beginnt, bringt er Igor Stravinskij auf die Bühne: des Pariser Russen Musik ist sehr zeiten- und […]
Die Shakespeare-Opern des großen Giuseppe Verdi erfüllen höchste Ansprüche an Musik und Libretto, wie es sonst nur selten, auf alle Fälle aber noch beim Duo Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal, der Fall ist; um das noch schief zu biegen, muss sich schon die Regie ins Zeug legen. Was Christine […]
Man kann seinem treuen Publikum wohl kaum deutlicher die Größe der Opernreform, die jener Christoph Willibald Gluck 1762 zu Wien – wenn auch nicht im gleichen Haus – in Szene und Welt setzte, vor Ohren führen, als es das Theater an der Wien diesmal mit der Premierenfolge von Händels Ariodante […]
Die Welt schreitet voran. Genau genommen tut sie das immer und hat es natürlich immer schon getan. Wenn es auch bisweilen den Anschein hat, als möchten Entwicklungen rückwärts verlaufen. War die Uraufführung der Salome 1905 in Dresden ein rauschender Erfolg – mit angeblich 39 Vorhängen -, so geriet die wenig […]
Neue, kühne Musik war’s damals. Und sie fand ihre Bewunderer genauso wie ihre Kritiker. In den musikdramatischen Werken von Jean-Philippe Rameau erreichte die französische Oper des Barock ihren späten zweiten Höhepunkt. Die Musik ist reich an Modulationen und Dissonanzen, sie klingt darum auch lebendiger als die seines Vorgängers Lully – […]
Das ist ja per se nichts schlechtes: Verdi vermag duchaus auch ohne die Glanzlichter seiner populären Arien dichtes, hoch komprimiertes Musiktheater zu bieten: der Simon Boccanegra wird darum – oder trotzdem, ganz wie man will – von manchen als seine beste Oper gelobt. In der Staatsoper nunmehr in 41. Aufführung […]