Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis und die römische Sopranistin Roberta Mameli singen die Highlights in Georg Friedrich Händels letzter Oper ‚Deidamia‘ – kein herausragendes, aber ein leidlich gutes Werk, eine ebensolche konzertante Aufführung mit dem Complesso Barocco unter Alan Curtis.
Oper
Was Tschaikowski beinahe verbockt, gelingt Rachmaninow schlussendlich doch noch zu retten: die kürzere und zweite der Opern im Theater an der Wien vermag zu überzeugen.
Wären da nicht weiblicherseits eine Spitzenbesetzung und ein bestens qualifizierter Dirigent, das Experiment, nach 80 Jahren endlich ‚Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny‘ von Brecht/Weill auf die Bühne der Staatsoper zu bringen, würde in einer für das Haus inzwischen typischen französischen Fadesse enden.
Was wie eine Vergewaltigung barocken Opernschaffens klingt, ein Pasticcio aus Händel, Vivaldi, Rameau und anderen mit neuem Text auf Basis von zwei Schakespeare’schen Komödien, erweist sich als erstaunlich bühnentauglich, witzig, musikalisch anspruchsvoll.
Fabio Biondi ist es gelungen, eine verschollene Oper von Antonio Vivaldi in Gestalt eines Pasticcios aus Musik von Zeitgenossen zum Leben zu erwecken. Das ist zwar nicht original im strengen Sinn, aber aufgrund der Besetzung mit Ann Hallenberg, Vivica Genaux, der jungen Julia Lezhneva sowie Magnus Staveland und Xavier Sabata absolut hörenswert.
Nach langem endlich wieder eine großartiger Orfeo in szenischer Aufführung. Regisseur Claus Guth setzt auf eine sehr realistische Deutung, die jedoch nirgendwo Stoff oder Stück Gewalt antut. Ivor Bolton dirigiert das Freiburger Barockorchester und ein Sängerensemble mit John Mark Ainsley, Phillip Ens und Mari Erksmoen an der Spitze.
An der Wiener Staatsoper feiert Leos Janaceks ‚Aus einem Totenhaus‘ Erstauffährung – mit nur 81 Jahren Verspätung. Und diesen raren Moment setzt Regisseur Konwitschny in großer Geste in den Sand. Generalmusikdirektor Welser-Möst rettet musikalisch auf der Linie. Gesanglich gibt’s wenig zu bewundern, man bestreitet die Premiere in Repertoirebesetzung. Schade.
Das französische Repertoire, speziell Gounod, ist mir ein Graus, insoferne ist es kein Wunder, dass ich den Abend aus der MET für einen verlorenen halten muss. Das ganze hat – mit Ausnahme der Sänger – Niveau unter dem der Wiener Volksoper.
Eine beglückende – wenn auch nur konzertante – Aufführung des Giulio Cesare von Georg Friedrich Händel mit Il Complesso Barocco unter Alan Curtis im Theater an der Wien, mit Marie-Nicole Lemieux, Karina Gauvin, Romina Basso und Filippo Mineccia.
Auch wenn es hervorragend gesungen und musiziert ist: Georg Friedrich Händels ‚Jephtha‘ ist ein Werk mit eingebauter Langeweile. Das biblische Lehrstück gibt kaum was her, der Komponist ist am Erblinden und offenbar auch am Ende seiner Schaffenskraft. Es fehlt einfach der Händel in diesem Händel.