Kulturbeutel

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Tör’ger Treue trugvolles Werk

… blüht nun jammernd empor! – so singt Brangäne, die doch den Trank gemischt hat, dem die beiden Liebenden in just dem Augenblick verfallen. Aber das ist unwichtig. Der Plot macht keinen Sinn, das Textbuch ist von einem Stammler verfasst. Und doch: Tristan und Isolde ist ein gewaltiges Stück Oper. […]

Der akademische Wert als Selbstzweck

Viel ist die Rede von der historischen Aufführungspraxis – und dabei liegt der Focus fast immer auf dem Musizieren. Wie mag ein Werk in der originalen Besetzung auf den Instrumenten der damaligen Epoche geklungen haben? Eine berechtigte Frage, gerade zu Zeiten, wo die Konzertsäle vergleichsweise riesig dimensioniert sind und die […]

Wolfgang Mitterer: Massacre (col legno)

Mitterer in Toulouse

Die Oper Massacre á Paris von Wolfgang Mitterer, einstmals 2003 bei den Wiener Festwochen uraufgeführt, findet sich nun auf dem Spielplan des Théâtre du Capitole in Toulouse wieder. Das wäre doch ein echter Anreiz, wieder mal nach Toulouse zu fahren… Als schwachen Trost gibt es ja noch die ursprüngliche Einspielung […]

La Joyce del Lago

Die Musik von Gioachino Rossini steht an der Schwelle von der barocken opera seria zur neueren dramatischen Oper – und hörbar ist sie bereits aufgebrochen in die damals noch recht frische Zukunft des Genres. Es ist aber noch viel da vom Artifiziellen und Artistischen, das der Barockoper ihren eigenen Reiz […]

apocolocynthosis Serseni

Etwa im Jahre 54 u.Z. hat Seneca einen bitterbösen Nachruf auf den Kaiser Claudius verfasst, den er mit dem griechischen Neologismus apocolocynthosis – also etwa: Verkürbissung – betitelt hat, klar in Anspielung auf die Apotheose des verstorbenen Kaisers. So eine Verkürbissung gereicht natürlich niemandem zur Ehre und ist das gerade […]

Die vergebliche Vorsicht

Heute steht Giovanni Paisiello im Schatten Rossinis – und schon gar, was den Barbiere di Siviglia angeht: beide haben das gleiche Libretto vertont, Rossini fast 34 Jahre später, aber noch zu Lebzeiten Paisiellos. Die Unterschiede könnten kaum größer sein, zwischen den beiden Vertonungen liegt die Durchsetzung der sogenannten Opernreform Glucks. […]

Ein glaubwürdiger Werther

Natürlich ist Jonas Kaufmann da im Vorteil: wer von den renommierten Tenören kann denn den Goethe’schen Werther glaubhaft auf die Bühne stellen? Die Spanier und Südamerikaner eignen sich da nicht wirklich, ihnen nimmt man den Grübler nicht ab – und die Figur Werther ist alles andere denn feurig, das Wort […]

Das erste Musical

Wer geglaubt hat, das Musical stamme aus Amerika, unterliegt einem gravierenden Irrtum. Aber auch aus Großbritannien stammt diese musikalische Seichtwasserei nicht. Sie hat ihren Ursprung vielmehr im zaristischen Russland genommen, schon tief im neunzehnten Jahrhundert: bei Alexander Borodin. Der hat bekanntlich nur eine Oper geschrieben, den Fürst Igor, der außerhalb […]

Ansingen gegen die Fadesse

Das hat nun Antonin Dvorák wirklich nicht verdient – und mit ihm eine Riege von erstklassigen Sängerinnen – allen voran Renée Fleming – und Sängern: eine wirklich fade Rusalka. Musikalisch ist die Oper ja von sich aus mit erheblichen Längen behaftet, insbesondere im ersten und dritten Akt sind nur isolierte Perlen […]