La Joyce del Lago

Die Musik von Gioachino Rossini steht an der Schwelle von der barocken opera seria zur neueren dramatischen Oper – und hörbar ist sie bereits aufgebrochen in die damals noch recht frische Zukunft des Genres. Es ist aber noch viel da vom Artifiziellen und Artistischen, das der Barockoper ihren eigenen Reiz verleiht.

Mezzo Joyce DiDonato ist in diesen Tagen sicher eine der begnadeten Sängerinnen im Rossini-Repertoire. Die MET hat diese Saison eine Neuproduktion von La Donna del Lago im Programm:

In der Titelrolle ist Joyce DiDonato schon schon beinahe dauerhaft an ihren Bühnenpartner Juan Diego Flórez als Giacomo V. gebunden, so auch in dieser Produktion. Bei beiden kann man sehen, dass die Sicherheit im Material und Zusammenspiel das Traumwandeln im besten Sinn ermöglicht. Etwas abseits steht dabei Tenor John Osborne als einer der drei Verehrer der Frau vom See.

Der dritte im Bunde, der schließlich als glücklicher Gewinner aus dem Wettstreit hervorgehen wird, ist eine Sie: Mezzo Daniela Barcellona singt einen sehr innigen, wenig triumphalen Malcolm, angelegt als liebenswerter Looser.

Dirigent Michele Mariotti hat sich trotz seiner Jugend bereits eine internationale Reputation für die Musik Rossinis erarbeitet – und führt das Orchester der MET sicher und detailgenau durch das Werk.

Wenig bemerkenswert ist dagegen die Inszenierung von Paul Curran ausgefallen: weder ist eine psychologische Zeichnung der Figuren festzustellen noch eine Interpretation der – zugegeben: dürftigen – Handlung. Zum Glück ist die konzentrierte Musik Rossinis stärker als alle Abträglichkeiten der Umsetzung.

Dass Rossini hier seiner damaligen Frau geradezu himmlische Musik geschrieben hat, wird in der Wärme und Eleganz der Phrase von Joyce DiDonato spürbar.

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