Süffig und berückend schön

Das britische Belcea Quartett hat in der letzten Saison im Mai einen Höhepunkt des Wiener Konzertgeschehens gesetzt mit seiner Aufführungsserie aller Streichquartette von Ludwig van Beethoven innerhalb von nur knapp drei Wochen. Nun sind sie zurück mit einem eher süffigen Programm:

Zum Aufwärmen spielen Corina Belcea-Fisher, erste Violine, Axel Schacher, zweite Violine, Krzysztof Chorzelski, Bratsche, und Antoine Lederlin, Violoncello, das Streichquartett d-moll Hob. III/83 aus der Spätphase von Joseph Haydn. Das Werk trägt unverkennbar die Charakteristika des reifen Haydn, die Quintessenz seines langen Weges der Entwicklung, den er für die gesamte Gattung eingeschlagen hat.

Anders das erste Streichquartett e-moll „Z mého života / Aus meinem Leben“ von Bedrich Smetana, ein überraschend vielschichtiges, wenn auch über weite Strecken sehr eingängiges Stück, das sich bestens für breites Publikum eignet, aber leider doch recht selten gespielt wird.

Den Abschlus macht Dmitri Shostakovich mit seinem sicher konventionellsten Streichquartett 3 F-Dur op. 73, das mit seinem hüpfenden Rhythmus und der einprägsamen, bisweilen simplen Melodik gleichfalls die höchste Breitentauglichkeit im Schaffen des Russen aufweist.

Nichts desto trotz ein brilliant gespieltes Konzert. Und dass sie auch den späten Beethoven in den Fingern haben, beweisen die Vier mit dem hauchzarten Lento aus op. 135. Auch wenn ich sehr gegen das Aufführen herausgelöster Sätze bin – es ist doch berückend schön!

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