Die Entwicklung der Klaviersonate

Joseph Haydn ist wohl einer der am stärksten unterschätzten Komponisten, jener Wiener Klassiker, der meist erst gar nicht genannt wird neben dem Trio Mozart Beethoven Schubert… Dabei ist Haydn konstitutiv für den Übergang vom barocken Musizieren zur Klassik, genau am entgegengesetzten Ende zu Schubert, bei dem es schon hinaus in die Romantik geht.

Nicht nur positioniert Hadyn die biografische Nähe zum jüngeren Freund Mozart oder zum kurzzeitigen Schüler Beethoven in diesen Kreis, es sind vor allem seine Werke, die den Grund bereiten, auf dem die Klassik steht, und einige der Höhepunkte bestreiten, wenn das auch nicht dauernd im Vordergrund der Wahrnehmung steht. Mit den Symphonien seiner Sturm und Drang-Zeit steht Haydn als einer der zentralen Entwickler der Gattung in der Geschichte, gleichfalls mit seinen mittleren und späten Streichquartetten.

Dass auch die Gattung Klaviersonate Joseph Haydn eminent wichtige Entwicklungsimpulse verdankt, ist weniger bekannt, aber gerade im Rahmen einer Gesamteinspielung dieser sehr umfangreichen Werkgruppe deutlich zu hören:

Der Wiener Rudolf Buchbinder hat vor etlichen Jahren Sämtliche Klaviersonaten eingespielt und damit eine der raren Gelegenheiten geschaffen, das gesamte Werk in einheitlicher Herangehensweise gespielt zu finden.

Nimmt man die beiden späten Sonaten Nummer 60 und 62, so steht Haydn auf gleicher Höhe mit den Vollendern jener Epoche der Gattung. Blickt man zurück auf die Nummern 31 und 32 oder 34, so wird darin ein atemberaubender Entwicklungsschritt sichtbar, der sich in dieser Klarheit kaum in einem anderen Sonatenwerk finden lässt. Einen starken Innovationsschub für die Gattung bringt auch die Nummer 19 mit ihrem erstmals langsamen Einleitungssatz.

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