Falsch gewählt!

Manches mal trifft man Entscheidungen, die sind einfach falsch. Mag sein, dass einen die Vermutung schon beschleicht, ehe die Gewissheit eintritt, mag aber auch sein, dass sich das erst hinterher so herausstellt. In meinem Fall war’s die zwischen der Ariadne auf Naxos von Richard Strauss und dem ersten Abend des neuen Rings aus der Metropolitan Opera, Übertragen Live in HD ins heimische Kino…

Klarer Fall möchte man meinen: eine wirkliche Aufführung ist einer Übertragung allemal vorzuziehen. Nun ja: der neue Ring der MET ist etwas ganz besonderes und scheint bestens besetzt und inszenatorisch gelungen. Was man von dieser Ariadne in der Umsetzung von Harry Kupfer rein gar nicht behaupten kann.

Aber auch das Stück selbst ist ein Zwitter: Hofmannsthal schwebte eine Attacke der hohen Kunst auf den schnöden Mammon vor, dem Komponisten Strauss, der dem Gelde durchaus näher stand als sein Dichter, war eher nach einer Klamotte über die Kunst. Und so kommt es, dass er der Oper im Stück eine furchtbar langweilige und langwierige Musik zugedacht hat und der Zerbinetta alle seine Sympathien in die Partitur schrieb.

Es ist immer so mit dieser Ariadne, ganz gleich, ob in der Volksoper oder im Theater an der Wien: der Komponist im Vorspiel und die Arie der Zerbinetta im Opernteil, das war’s dann schon. Man ist evbentuell geneigt, die Gesänge der drei Grazien noch halbwegs gut zu finden, weil sie die hoffnungslos fade Kunstoper in der Oper irgendwie durchbrechen.

Es sangen: der regelmäßige Gast im Haus am Naschmarkt Heidi Brunner den Komponisten, die junge Norwegerin Mari Eriksmoen eine Zerbinetta, die obendrein recht hübsch anzusehen war, Johan Botha den Tenor im Vorspiel, was ja noch anging, und den Bacchus in der Oper, was dann ganz und gar nicht funktionieren wollte: der Mann kann keine zwei geraden Schritte mehr machen und ist damit eines der schlimmsten Beispiele für störende Fettleibigkeit auf der Opernbühne.

Die verdienstvolle deutsche Sopranistin Anne Schwanewilms musste sich in der undankbaren Rolle der Ariadne verheizen. Eigentlich schade für jemand so guten.

Für Betrand de Billy und das RSO Wien ist die Ariadne hörbar ein Spaziergang.

Ich selber hätte besser den Spaziergang ins Cineplexx tun sollen und mir die Übertragung des Rheingold aus der MET anschauen sollen…

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