slow thinking

Das kling ja zuallererst einmal nach mentaler Müdigkeit, vielleicht sogar angeborener. Sie wissen schon: gemächliches Anspringen der Ganglien. So ist es aber mitnichten gemeint.

Genauso wie der Begriff slow food für bedächtiges Genießen steht, bezieht sich slow thinking auf genießerisches Denken, also sozusagen (analog zu den Prinzipien der Genußvereinigung)

  • überlegte Auswahl dessen, worüber man nachdenkt,
  • ruhiges, nicht überhastetes Denken in extra dafür reservierten zeitlichen wie räumlichen ‚Sitzmöbeln‘,
  • gründliches Durchkauen mit Sinn für die feinen Nuancen dessen, was einem dabei so unterkommt,
  • umsichtige Beschaffung des denknotwendigen Basismaterials
  • und nachhaltiges Tagging.

Man kann sich ja heute beileibe ins geistige Bockshorn jagen lassen, so viel fast thonk kommt einem da unter – Wortneuschöpfung zur Übernahme freigegeben.

Natürlich, es macht einfach Spass, die Pferde galoppieren zu lassen. Auch dieser Blog ist ein beredtes Bespiel für den Überschwang des Überflüssigen. Echter fast thonk aber ist so etwas wie mediale Luftverschmutzung, zumindest wie ein Diesel ohne Partikelfilter – muss sein, darf auch verkauft werden, geht aber ‚der Umwelt‘ ungut unter die Nase. Und ist als Problem insgesamt wahrscheinlich genauso over-hyped.

Beim Bloggen zum Beispiel: der eigentliche Gag scheint es ja zu sein, dass der eine den Inhalt des anderen weiterreicht. Das mag als Werkzeug der Netzwerk-Bildung noch nicht einmal schlecht sein. Ausserdem verbreiten sich Inhalte an den Redaktionsfiltern der kommerziellen Medien vorbei weiter. Obwohl gute Blogs auch wieder (im Idealfall unbezahlte) Redaktionen sind – ein Wenig kleiner, quasi die Baboushka in der Baboushka in der Baboushka. Oder so.

Beim Suchen (oder neudeutsch: googeln) kann das aber gewaltig den Aufwand hochtreiben. Man klickt sich über drei oder vier Fast Thonker-Seiten bis zu einer Quelle mit mehr oder weniger originärem Inhalt. Diese Zwischenstufen bestehen in der Regel oft nur aus einem winzigen Hinweis wie ‚XY hat örps geschrieben‘ – und das örps ist dann der Link zum nächsten, oft nicht wirklich umfangreicheren örps. Das hat die gleiche Qualität wie Kommentare von der Art ‚Genau!‘. Oder Einträge in Hilfeforen, die da sagen: ‚das Problem hatte ich auch mal, nur irgendwie anders‘.

A propos Hilfeforen: ich habe in doch recht vielen Jahren den Eindruck gewonnen, dass man bei Windows-Problemen (das sind die zahlreicheren, aber nicht selten unlösbaren) fast immer auf selber ahnungslose Anfänger, bei Linux-Problemen hingegen (das sind die lösbaren, dafür nicht so zahlreichen) auf Fortgeschrittene trifft, die sich raushalten, wenn sie keine Ahnung haben.

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