Das können’s in Wien auch…

Ich habe an dieser Stelle bereits ausreichend über die uninspirierte Programmgestaltung der österreichischen Auswahl der Live in HD Serie der MET in dieser Saison gemeckert. Les Troyens wird nicht in die heimischen Kinos übertragen, stattdessen ein paar eher sattsam bekannte Verdi-Opern, die auch sonst allerorten auf den Spielplänen stehen.

Eine davon ist der Maskenball in der banalen Inszenierung von David Alden unter dem Dirigat von Fabio Luisi.

Mit Sondra Radvanovsky hat man in New York eine gute wenn auch schon reichlich überwuzelte Amelia, die aber nur in der Mittellage wirklich große Klasse erweist. Ihr steht ein etwas farbarmer Marcelo Álvarez als König gegenüber, der sich am Notentext von Giuseppe Verdi besonders in den tieferen Passagen hörbar müht.

Umgekehrt ist Haustenor Dmitri Hvorostovsky dem Höhen wie Tiefen in gewohnter Manier gewachsen, wenn auch verhalten und nur in den glanzvollsten Passagen auch ehrlich aus sich heraus singend. (In den Pauseninterviews beweist er allerdings seine nicht eben geringe Arroganz.)

Mitreißend singt einzig Stephanie Blythe, die der Rolle der Ulrica dämonische Gewalt verleiht. Arm dagegen die junge Kathleen Kim, vornehmlich, weil sie von der Ausstattung – ganz und gar inspirationsfrei: Brigitte Reiffenstuel – in ein unpassendes, und dabei zutiefst lächerliches Engels- oder Schmetterlingskostüm gesteckt ward. Man muss sich beim Nachwuchs doch einiges gefallen lassen.

Der Maskenball gehört in die Reihe der B-Opern, wie man das Zeug in Anlehnung an die zweite Garnitur der Spielfilme nennen könnte, zwar durchaus nicht einfach zu singen, aber insgesamt unrund und von wackliger Architektur, Massenware eben.

Wenn man bisweilen, wie beim neuen Ring, mit Wehmut über den Atlantik blickt, so holt einen so eine Routineproduktion wieder heim; das können’s in Wien auch. Einzig das karge, geschliffene Bühnenbild von Paul Steinberg könnte man den hiesigen Mopsaugen zum Vorbild empfehlen.

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