Was man nicht nachhaus bringen will

Man vermag im Nachhinein ja nie mehr festzustellen, welcher Teufel einen geritten haben mag, eine Entscheidung zu treffen, die man bereuen musste. Mir geht es mit diesem Relax-Wochenende ebenso: ein wenig raus aus der Stadt, aber was will man im Winter schon groß machen?

Wir haben uns – zugegeben: des wohlfeilen Angebots wegen – für ein paar Tage im Golf- und Thermenhotel Stegersbach entschieden; da schwant einem ja meist schon übles, doch vermeint man, damit zurecht kommen zu können. Ist ja dann am Ende auch so. Aber eine subkutane Unlust bleibt trotzdem zurück. Könnte man auch Frust nennen – genau das, was man eigentlich aus einem erholsamen Wochenende nicht mit nachhaus bringen will.

Also: ein recht hübsches Zimmer hintenaus. Wäre schon Draussensitz-Zeit, eine Katastrophe der katzenkistlgroße „Balkon“, davor gleich die Umzäunung des Geländes. Aber jetzt ist sowieso eher Indoor angesagt. Nachteil aber: der verschlungene Weg durch die ganze ehemals Kumpf’sche Anlage ist doch nervtötend lang, bis man endlich in Anbaustufe sowieso ankommt. Irgendwie hat das Ganze Ostblock-Flair, wie in Ungarn vor dem Umsturz.

Außerdem: die hoteleigene Therme ist zwar prinzipiell ausreichend dimensioniert, man braucht nicht rüber in die öffentliche Anlage zu den Kinderhorden zu gehen. Ein erster Pluspunkt. ABER: die lieben Gäste breiten ihre Handtücher so gezielt zum Platzbesetzen aus, dass man zwar so gut wie allein in der Therme ist, aber trotzdem keine Liege kriegt. Kann man das dem Hotel anlasten? Muss man wohl, oder wem sonst?

Der wahre Hammer in die Magengrube ist dann aber das Abendessen – eine Orgie der Convenience, wie ich sie wahrlich schon lang nicht mehr erlebt habe. Es gleicht einer archäologischen Grabung, hier Hausgemachtes finden zu wollen, wie’s der Flyer auf Zimmer und Tisch vollmundig verspricht. Nebbich. WENN man unter hausgemacht den eigenhändigen Umgang mit dem Rohstoff Lebensmittel versteht.

Entsprechend grauslich – das wort rechtfertigt sich von den kalten Vorspeisen über die verhunzte Suppe sowie lieblos gebratenes Fleisch und gegrillten Fisch bis in die Verästelungen des Nachspeisenbuffets – fällt das Ergebnis aus. Hier bewahrheitet sich: Hunger ist der beste Koch.

Eine sofortige Internet-Recherche hat ergeben, dass wir wohl an die 40 Kilometer bis zu einem veritablen Genuss haben – wenn man nicht in der nahen Umgegend auf gut Glück wo reinfallen will…

Letzeres taten wir am frühen Nachmittag des Samstag: aber auch das äußerlich recht fein tuende Wiaz’haus entpuppt sich als Dependence eines der örtlichen Großbetriebe, diesfalls halt des Balance Resorts. Mit entsprechenden Folgen: á la carte können sie zwar nicht gar so schludern, würde man meinen wollen, aber von dem, was ich zumindest als leidlich gut empfinden würde, bleiben sie doch merklich entfernt. Wenn jemand den Salat so richtig typisch österreichisch ersäuft, ist er bei mir unten durch! Da hilft auch das Lobgehudel im Falstaff (Jänner 2007) nicht. Und das Servierpersonal zeigt das gleiche Niveau hochprofessioneller Wurstigkeit wie in den Hotels.

Also wohl doch 40 Kilometer fahren. Merke: in Thermenorten sorgt der Hordentrieb für ausgeprägte Wurschtigkeit. Qualität ist etwas anderes. Obwohl: das Römerstein in Loipersdorf war immer herausragend (weil Familienbetrieb mit engagierten Menschen) – und über das Larimar in Stegersbach höre ich Gutes.

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