Nein: hier ist nicht die Rede vom diesjährigen Opernball. Wiewohl auch dieser Ball sich in der Staatsoper zutrug. Man gab Verdi – und zwar Un ballo in Maschera. Die Inszenierung von Gianfranco De Bosio hat mehr als 20 Jahre auf dem Buckel – und Der Standard hat sie anläßlich der Wiederaufnahme 2006 mit dem vollends zutreffenden Etikett der optischen Jeannine-Schillerigkeit belegt. Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen – wenn man das unverdiente Pech hat, die Society-Schreckschraube Jeannine Schiller zu kennen.
Aber da ich mich an diesem Abend in der 64. Aufführung geschlagene 3 Stunden langweilen durfte, muss auch hier Zeit für ein paar von den Dingen sein, die mir dabei durch den Kopf gingen.
Zum ersten: die Personenführung ist so einfallslos und statisch, dass es fast schon wieder traditionell ist. Falls Herr De Bosio nach der Anzahl an Gesten und Schritten seiner Akteure bezahlt worden wäre, müsste er binnen einer Saison verhungert sein. Da rettet selbst im letzten Akt das Gehopse der recht aufwändig verkleideten Balletteusen wenig. Insgesamt scheinen die Leute auf der Bühne viel zu schwer an der barocken Üppigkeit der Ausstattung zu tragen zu haben, als dass sie nicht vollends der Fähigkeit ermangelten, die eine oder andere Geste zu tun, den einen oder andern Schritt. Dabei möchte das manchen von den dicken Herren sicherlich gut tun.
Ach ja, die dicken Herren: bei Franco Farina als Gustav und George Petean als Ankarström herrscht hörbar Mühe vor: Mühe mit dem etwas lauten Orchester, aber auch Mühe mit dem Ausdruck. Aber selbst wenn man in der Staatsoper inzwischen Kummer gewohnt ist, so war das doch eine schlappe Leistung.
Nicht ganz unschuldig daran ist sicher das Orchester, bei dem man sich des Eindrucks nicht zu erwehren vermochte, es seien diesmal ausschliesslich lustlose Substituten gekommen. Das liegt wohl an Meister Paolo Carignani am Pult, der die beschwingten Passagen in Verdis Musik allzu kräftig schunkeln läßt, die intensiveren Momente aber gar tranig werden läßt.
Ein Kontrapunkt im openseligen Geschehen des Maskenballs ist gemeinhin der Oscar – aber Ileana Tonca bleibt weit hinter den Möglichkeiten der Rolle zurück. Nichts Keckes, kaum Bewegung, bestenfalls brav gesungen.
Hier haben wirklich (fast) alle zusammengeholfen, ein herrliches Werk zu demontieren. Aber jeder noch so miese Abend birgt seine kleinen Entdeckungen: mit Indra Thomas hat eine kraftvolle, bühnenpräsente und obendrein klar und rein singende Amelia ihr Wiener Debut abgeliefert. Das wird einem natürlich erst im zweiten und vollends am Beginn des dritten Aktes klar – und ich war ihr für jeden Ton dankbar!
Ein Gedanke zu “Zombieball”