Oper

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Die Tragödie der 265. Wiederkehr

Weswegen geht man in die Oper? Es ist zum ersten sicher nicht wegen der G’schichten. Selbst mittelmäßige amerikanische Fernsehserien bieten in der Regel stringentere Plots. Zum zweiten – jedenfalls für meine Person – auch nicht wegen der Leut‘. Ich kann auf diese Ansammlung von parfümiert oder ältlich stinkenden Leuten verzichten. […]

Opernmiseren

Man mag ja bisweilen mit der Wiener Staatsoper ganz und gar unzufrieden sein. Und man mag des öfteren sich fragen, ob es nicht der Repertoirebetrieb ist, der für solchen Wahnsinn wie die 250. Aufführung einer Inszenierung von Otto Schenk verantwortlich ist. Aber wenn man binnen einiger Tage in Paris – […]

Versäumnis des Jahres

Tiefe, ehrfürchtige Verneigung! Nikolaus Harnoncourt ist lautstark zu preisen: der Vorschlag, Joseph Haydn als Opernkomponisten wieder zu entdecken, dem das Theater an der Wien gefolgt ist, hat sich mit Verve, Witz und unglaublicher musikalischer Eleganz bewiesen! Haydn’s Oper Orlando paladino ist ein Gustostückerl sonder gleichen, bei dem man nicht von […]

Gar nicht staubig

Um des authentischen Eindrucks willen der Zeit, in die er die Handlung seiner Oper Pique Dame verlegte, baute Tschaikowski Material aus der Epoche Katharinas der Großen ein: die harmlosen volkstümlichen Lieder der Mädchen im 2. Bild, die Schäferinnen-Szene als eine Art von Oper-in-der-Oper beim anschließenden Maskenball, die Polonaise bei Ankunft […]

Zwischen Genugtuung und Hochgefühl

Kurz aber ausdrucksstark: Strauss‘ Elektra hinterläßt immer wieder eine Stimmung zwischen Genugtuung und Hochgefühl – die eine der Lösung des dramatischen Knotens am Ende der Oper geschuldet, das andere verdankt sich der blech-gestärkten Musik: diesmal unter der Leitung von Michael Boder recht ordentlich. Heute sang Deborah Polaski die Elektra, eine […]

Mozart abgeschunkelt (Berlinische Reise 3)

Die Berliner Oper ist ausgeflogen: genaugenommen weilt die Staatsoper Unter den Linden zum Gastspiel in China, die Deutsche Oper hat ihre Saison noch nicht wirklich aufgenommen, Spielauftakt ist am 13. Oktober. Dass dabei der Staats- oder der Stadtsäckel nervös werden, ist irgendwie nachvollziehbar: Berlin leistet sich drei nennenswerte Opernhäuser, um […]

Organische Musik

Ein Oscar für die Musik zum Film Crouching Tiger, Hidden Dragon des Regisseurs Ang Lee im Jahr 2000, aber auch 1998 den Grawemeyer-Preis (den vor ihm Penderecki, Ligeti und Boulez erhalten haben): der chinesisch-amerikanische Komponist Tan Dun vereinigt Talente, wie sie zuletzt bei Erich Wolfgang Korngold angetroffen wurden. Ernsthaftes – […]

Nabucco im Breitbildformat

So ist es doch: für Freiluftaufführungen spielt das Wetter – und ganz allgemein und summarisch: die Bequemlichkeit – eine hervorragende Rolle. Und dem ist es auch zu verdanken, dass ich in den 10 Jahren, seit es die Opernfestspiele St. Margarethen im Burgenland gibt, es noch kein einziges Mal dorthin geschafft […]

Abgang ohne Verstauchung

Sie kennen das: der Vorhang geht auf, die Bühne offenbart sich – und man glaubt fast, einem Erstickungsanfall zu erliegen. So viel Staub, so viel Klamotte aus einem längst vergangenen Jahrhundert tummelt sich da. Wobei: tummeln ist ja schon ein Wort für das Movens; allein, Bewegung findet hier nicht statt. […]

Blutrot muss Elektra tragen

Am Vortag Daphne, heute Elektra – man kann schon Glück auch haben. Das allerschönste in beiden Fällen: nicht ganz zwei Stunden ohne Pause. Ich konnte mir also an zwei Abenden in der Oper das überwiegend vertrottelte Publikum ersparen. Auch was wert. Agnes Baltsa (die von der Schuld und ihren Dämonen […]