das chinesische Fräuleinwunder Yuja Wang spielt Rachmaninows drittes Klavierkonzert, eines der schwierigsten Werke der Klavierliteratur, technisch brilliant, doch ohne Anstalten einer Interpretation. Vorneweg Berlioz, hintennach Brahms – das kann nichts werden.
Kulturbeutel
Das Acies Quartett spielt auf alten Instrumenten aus der Sammlung der Österreichischen Nationalbank Quartette von Haydn, Mendelssohn-Bartholdy und Beethoven – Ö1-Moderatorin Mirjam Jessa plappert dazwischen nervtötenden Stuss.
Ein disparater verlängerter Nachmittag: die Sammlung von Musikinstrumenten aus besonderen Uraufführungen des Zwanzigsten Jahrhunderts, die der ungarische Schriftsteller Oskar Serti zusammengetragen hat, steht neben der Frage, warum wir ins Konzert gehen – und einer Reihe von interessanten und uninterressanten Aufführungen. Das Gesamtkonzept kommt allerdings über den bloßen Willen nicht hinaus.
Regisseur Robert Lepage ist auf dem Weg, den besten Ring aller Zeiten auf die Bühne zu stellen. Auch die Sänger halten sich wacker – auch musikalisch gehört diese Tetralogie unter die großen unserer Tage. Newcomer Jay Hunter Morris vermag als Siegfried zu überzeugen, Gerhard Siegel ist ein phantastischer Mime, Bryn Terfel ein begnadeter Wanderer. Lediglich Deborah Voigt wirkt in dieser Riege schwach wie schon zuletzt.
Das RSO bringt die österreichische Erstaufführung von Rebecca Saunders Violinkonzert, das eher konventionell daherkommt, und ‚The Triumph of Time‘ des großen britischen Unkonventionalisten Harrison Birtwistle.
Ein hörenswerter Querschnitt durch einige der gegenwärtigen Komponisten, von denen die mehrere Jahrhunderte lange Relevanzarmut der britischen Musik beendet wurde: Birtwistle, Benjamin, Holt und Adès – und von den ganz jungen Luke Bedford.
Eine herrliche Riege von Sängerinnen und Sängern bringt den brandneuen ‚Don Giovanni‘ der MET auf die Bühne: Barbara Fritoli, Marina Rebeka, die phantastische Mojca Erdmann und Tenor Ramón Vargas, Bariton Mariusz Kwiecien und der phänomenale Luca Pisaroni – mein neuer Favorit als Leporello!
Einen großartig barocken Abend bietet das Theater an der Wien derzeit mit dem ‚Serse‘ von Georg Friedrich Händel; grandios singen Melena Ernman, Adriana Kucerova, Danielle de Niese, Luciana Mancini und Bejun Mehta. Das Ensemble Matheus klingt unter Jean-Christophe Spinosi fein austariert und spielt mit ausgesuchter Finesse.
Eine sanglich auf der Höhe stehende Anna Netrebko ragt aus einem durchschnittlichen Ensemble – nicht zu verwechseln mit: mittelmäßig – heraus, sie singt gewissermaßen in der Bel Etage, während die anderen auf Straßenniveau bleiben. Die Aufführung ist aber stimmig und bietet insgesamt große Oper.
Avishai Cohen wird zu Recht als einer großen Jazzer der Gegenwart gehandelt – und es ist eine sehr intelligente, kammermusikalische Variante des Jazz, die er im Trio zu Gehör bringt.