Pickig romantisch ist der Lohengrin von jeher, da bedarf es zweifellos starker Akzente seitens der Regie, um die Oper nicht völlig in der ihr innewohnenden scheußlichen Deutschheit untergehen zu lassen. Hans Neuenfels tut dabei sein bestes, Annette Dasch sing eine herausragende Elsa.
Kulturbeutel
Anlässlich der Premiere der ‚Verkauften Braut‘ von Smetana äußert Nikolaus Harnoncourt, der sich für eine deutsche Version entschieden hat, die Ansicht, der Trend zur originalsprachlichen Aufführung sei ein ‚kultureller Wahn‘ – die Leut‘ verstünden ja den Text nicht. Bei allem Respekt: dem kann man unmöglich zustimmen.
Belanglose Textmontage, dürftige musikalische Ausstattung mit nur wenigen Höhepunkten, fast keine Passagen für Sänger, ein Regiekonzept, das Dürftigkeit mit Deutung verwechselt, und eine bleierne Schwere der Bedeutung – die Wiener Festwochen produzieren mit ‚Wüstenbuch‘ von Beat Furrer einen faden Abend der Gattung Neue Oper.
Ein Jahrhundert Streichquartettliteratur von Elliott Carters fünftem Qartett aus 1996 über George Crumbs Höhepunkt ‚Black Angels for Electric Quartet‘ von 1970 zurück zu Antonin Dvoraks Klassiker Nr. 12 – ein Jahrhundert rasanter Entwicklungen, aber auch die Erkenntnis, dass auf diesem Weg das Miteinander Spielen durchwegs verloren gegangen scheint.
Die Wiener Festwochen bringen eine beruhigte, aber nicht wirklich überzeugende Fassung von Verdi’s Rigoletto ins Theater an der Wien: Regisseur Luc Bondy hat dem Stück Glanz und alles Pompöse genommen, ihm dafür aber wenig psychologische Zeichnung oder sonstigen Ersatz gegeben. Ein gutes Sängerensemble um George Gagnidze und Chen Reiss macht das beinahe wett.
Das Hagen Quartett spielt Haydns op.54/1 und Bela Bartóks zweites Streichquartett. Im zweiten Teil folgt leider das Brahms’sche Klavierquintett, wenn auch mit Kirill Gerstein am Klavier. Brahms ist gar nicht mein Fall.
Mahlers Siebte in einer mustergültigen, aber wenig befeuerten Aufführung der Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott.
Gustav Mahlers Sechste in einer berauschenden Interpretation des San Francisco Symphony Orchestra unter Michael Tilson Thomas.
Zwei kurze Opern der klassischen Moderne an einem Abend: die Kammeroper bringt Darius Milhaud ‚Le pauvre matelot‘ und George Antheil ‚Venus in Africa‘.
Seltsame Mischung in der Philharmoniker-Matinee zu beginn des Festwochen Musikfestes ‚Mahler und Amerika‘: der Brite Daniel Harding kombiniert kammermusikalisch besetzte Werke von Bach mit breit symphonischem Mahler – was zwangsläufig schiefgehen muss. Sopranistin Lisa Milne glänzt nicht wirklich.