Wieder und neu Entdecktes, genial gespielt

Ach ja: Mendelssohn… aber dann ist es doch ein unvergleichlich intensives Erlebnis an diesem Abend im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses, wie das Artemis Quartett dieses 6. Streichquartett op. 80 von 1847 fegen lässt, man kann es gar nicht anders nennen. Und es ist damit sofort klar geworden, dass das Mendelssohn’sche Quartettschaffen noch einmal gründlich gehört gehört.

Auch das zweite Werk, das Streichquartett Nr. 2 (1958) des 1983 in Genf verstorbenen Argentiniers Alberto Ginastera ist ein Lichtblick ins Nachkriegsrepertoire. Fern der prinzipien-toten Kompositionsschulen stellt Ginastera seine vier Stimmen auf die Bühne, die in bestern Tradition des Musizierens im Quartett sich eines modernen Idioms bedienen, nicht ohne die Tonalitätsferne zur durchgängigen Maxime zu erheben. Es ist eine Wanderung durch die polyglotte Komposistionsgesellschaft seiner Zeit.

Hier passt zum Ende natürlich gut – und, falls manche Zuhörer das immer noch brauchen, auch versöhnlich – das letzte von Franz Schubert, das schon reichlich komplexe Streichquartett No. 15 D-Dur von 1826, aus der ungemein produktiven Phase vor seinen plötzlichen Tod. Man kann daraus ermessen, dass aus diesem Schubert noch durchaus ein wahrhaft genialer Komponist hätte werden können, wäre er nicht mit nur 31 Jahren abgetreten.

Diese Interpretation gibt es zum Glück bereits auf Tonträger: Streichquartette 13-15 D 804,810,887. Alle drei Quartette gehören in der Darbietung des Artemis Quartett unbedingt in die vorderste Reihe der Schubert-Interpretationen…

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