So machen Sie’s alle

– das will uns jedenfalls Lorenzo da Ponte glauben machen, der das Libretto zur Oper von Wolfgang Amadé Mozart beisteuerte: obgleich man den Vorgängen in Così fan tutte ossia La scuola degli amanti heute keineswegs mehr zustimmen darf. Stereotypen über die Natur der Frauen sind uns Männern nämlich nicht mehr gestattet. Fragt sich nur, wann die wütenden Apostel der political correctness Hand an die Libretti unserer liebsten Opern legen werden, nachdem sie Gedichte an Hauswänden bereits ins Visier genommen haben. Da hat es dem Autor und den Verfechtern der Freiheit der Kunst auch nichts genützt, dass das ganze so spanisch war, dass die meisten AufregerInnen es ohne die Hilfe ihrer Echokammern in den sozialen Medien vermutlich erst gar nicht verstanden hätten. Ergo steht zu vermuten, dass uns leider auch die italienische Sprache nicht vor Eingriffen ins Libretto bewahren wird…

Eine andere Facette unserer seltsamen Zeit betrifft den Umgang mit Menschen, denen unstatthaftes Verhalten vorgeworfen wird. Da haben wir einen gewaltigen Shift durch die Welt gehen sehen, den man neudeutsch #MeToo nennt. Heute braucht ein Verfahren gar nicht erst zu beginnen, geschweige denn sein Ausgang abgewartet zu werden. Dass dabei in den sozialen Medien sogar ohne jegliche Prüfung abgeurteilt wird, sind wir inzwischen gewohnt. Dass allerdings ehrwürdige Institutionen sich dem vorauseilend anschließen, ohne auf die Gerichte zu warten, gibt – jedenfalls mir – zu denken. Man ahnt es bestimmt: Jimi Levine hat sich möglicherweise vor vielen Jahren etwas zu schulden kommen lassen, von dem man aber nichts Genaues weiß.

Und deswegen darf er nicht mehr an der MET dirigieren. Ich sehe mich hier als Leidtragenden, um nicht zu sagen, Geschädigten: ich darf jetzt nicht mehr Così unter Levine hören. Statt dessen hat David Robertson übernommen… Ein vollwertiger Ersatz ist das aber beileibe nicht.

Gäbe es nicht eine durch und durch gelungene Inszenierung von Phelim McDermott zu sehen, man könnte verzweifeln! so gibt es wenigstens was zu schauen, während ein nicht so ganz glanzvolles Trio von Damen – Amanda Majeski als Fiordiligi, Serena Malfi als Dorabella und, relativ am schwächsten von den dreien, Kelli O’Hara als Despina – dem der Herren gegenübersteht, von denen nur Christopher Maltman als Don Alfonso durchgängig zu überzeugen vermag. Ben Bliss in der Rolle des Ferrando und Adam Plachetka in der des Guglielmo schwächeln da durchwegs hinterher.

Zum Glück: ein Mozart hält das natürlich alles aus! Wenn ich auch sagen muss: ich bin schon beglückter aus einer Così van tutte heim gegangen.

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