Im Regal

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Ein Telefonbuch des Hochmittelalters

Man soll ja nicht böse sein – oder aber doch, wenn es nötig ist. Die detaillierte Arbeit des Historikers in allen Ehren, doch manches Mal ist es eher mühsam, als Leser diesem Fleiß einer geborenen Sammlernatur zu folgen. So ist die derzeit in wohlfeiler Ausgabe erhältliche Monografie des sizilianischen Staufers […]

Vom langen Leben der Dummheit

Eine wirklich umfassende Geschichte hat der Oxforder Professor für Kirchengeschichte Diarmaid MacCulloch da geschrieben: In seinem Buch Die Reformation 1490-1700 umspannt der Historiker nicht nur die Zeitspanne von den innerkirchlichen und politischen Entwicklungen, die direkt zu Luthers Thesenanschlag führten, bis zur Stabilisierung der protestantischen Reiche zu Beginn des 18. Jahrhunderts, […]

Ein Frankreich-im-Mittelalter-Roman

Dem Buch eilt seit seinem Erscheinen eine dezidierte Aussage voraus: das dargestellte mittelalterliche Jahrhundert ähnle dem unsrigen, soll in diesem Fall heissen, dem Zwanzigsten, beträchtlich. Das mag gut sein für die Verkaufszahlen, weil es für Interesse auch bei Leuten sorgt, die nicht primär Interesse fürs Mittelalter aufbringen. Man darf aber […]

Vom Altwerden des Lesers

Ich habe bislang um Lew Tolstoi einen eher weiten Bogen gemacht – was man so aus dem Fernsehen kennt, schien mir auf einen rechten Langeweiler hin zu deuten. Aber das sollte sich als ganz und gar unzutreffend herausstellen. Und ich muss gestehen, ich war dann echt überrascht, als mich Krieg […]

Betörender Klang der Komplexität

Die Kunst der Fuge ist zweifelsohne das komplexeste Werk von Johann Sebastian Bach, jene gründliche Demonstration der musikalischen und logischen Folgerichtigkeit des Kontrapunkts. Manche haben es schon für ein mathematisches Rätsel erklärt. Die Mathematik war nie sehr fern von der Musik – und nur hoffnungslos romantische Irrlichter konnten je auf […]