Jimi’s Mozart

Mozart kann man nicht tot spielen, eine Mozart-Oper geht immer. Jedenfalls für mich. Von den gängigen Verdi-Opern habe ich allmählich die Nase voll, mit dem Belcanto und dem Verismo ist es ebenso, das französische 19. Jahrhundert kann mir bis auf wenige Ausnahmen gestohlen bleiben – und Puccini sowieso samt und sonders. Infolgedessen komme ich nicht mehr so oft in die Oper wie früher. Die wenigen lobenswerten Barockopern, die das Theater an der Wien auch szenisch auf den Spielplan hebt, ein paar neue Opern und solche des frühen 20. Jahrhunderts… viel Auswahl hat man da nicht. Und eben Mozart. Geht immer.

Deshalb ist die Vorfreude groß, dass die MET in ihrer Live in HD Serie diese Saison den Idomeneo von Wolfgang Amadé Mozart im Programm hat: noch dazu, weil ich die Interpretationen von James Levine durchaus zu schätzen weiß. Mozart hat meiner Ansicht nach von Seiten der historischen Aufführungspraxis viel profitiert, den Klang der Einspielungen etwa von Rene Jacobs liebe ich außerordentlich. Aber auch die mehr traditionell-repertoirehaus-orchestrale Ausgestaltung von Jimi hat ihre Meriten.

Und Stimmen hat er zur Verfügung – selbst wenn sich die Besetzung aufs erste nicht rasend interessant liest. Es vergeht aber nicht viel Zeit, und schon hat die junge Amerikanerin Nadine Sierra, die hier der Ilia Stimme und allerliebste Gestalt leiht, den Hörer in ihren Bann gezogen. Dagegen startet Mezzosopran Alice Coote als Idamante eher zaghaft und unter ihren Möglichkeiten. Die sie dann aber im Laufe von Akt zwei und drei zum Glück noch voll ausspielt.

Auch die Elettra von Elza van den Heever entwickelt sich erst langsam. Matthew Polenzani hingegen stellt von Anfang an einen mächtigen Idomeneo auf die Bühne.

Die angejahrte Inszenierung von Jean Pierre Ponelle, der auch Bühne und Ausstattung verantwortet, droht im ersten Akt in Belanglosigkeit zu erstarren, nimmt aber dann doch noch Fahrt auf und gerät am Ende auf ihre Art sogar fulminant. Ein Opernabend, der den Hörer glücklich zurücklässt.