Russisch – jede Sekunde wert

Ein durch und durch russischer Abend – mit Beteiligung der Wiener Symphoniker: Vladimir Fedosejev dirigiert, zunächst die Festouverture op. 96 von Dmitri Shostakovich, ein fulminantes Stück russischer Lebensfreude, sodann sein Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 op. 126 von 1966 – da war Stalin längst tot, aber auch die Phase des Tauwetters unter Chruschtschow definitiv wieder beendet. Den Solopart spielt Alexander Kniazev in eindringlichem Ton, virtuos und präzis der ungeheuren Dynamik des Werks folgend.

Ich kenne und liebe die Einspielung von Heinrich Schiff in der Sammlung Sämtliche Konzerte… Verglichen mit dieser klingt Kniazev jünger und frischer, aber weniger gereift.

Nach der Pause folgt noch die Symphonie Nr. 5 e-moll op. 64 von Pjotr Ilych Tschaikowski. Es ist ein viel gespieltes Stück, da sind die Ausnahme-Ereignisse entsprechend rar. Nichts desto trotz gelingt den Symphonikern unter Fedosejev eine zuinnerst russische Interpretation, wie man sie etwa aus den Einspielungen von Ashkenazy kennt: man hat es nicht eilig, und das zwingt beinah zu neuer Konzentration, denn etwa schneller gespielt gerät gerade diese Symphonie zur Allerweltsmusik. So aber kann das nationalrussische Idiom in der vom Komponisten gesetzten Weise elegant wirken, können die vollendete Sonatenform im Hauptsatz und der getragene zweite Satz ihre kompositorische Grazie ausspielen.

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